Wie du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst!
Wie du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst!

Wie du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst!

Wie ich neulich in meinem Beitrag „Warum Adipositas nicht nur fett sein ist“ berichtet habe, läuft es gerade nicht so richtig rund. Oder vielleicht läuft es zu rund #dadjoke. Natürlich denke ich viel darüber nach, wie es so kommen konnte, was Ursachen sind und wie ich zurück zur Routine finde. Heute ist zum Beispiel der zweite Tag, an dem ich morgens nicht zum Bäcker bin, sondern mir mit den Dingen Frühstück gemacht habe, die ich ohnehin da hatte. Siehe da: lecker und gesund. Wie du mit Scrambled Tofu in den Tag startest, verrate ich, wenn ich das nächste Mal vor dem Essen wieder daran denke, ein Foto zu machen.

Autor macht eine Ansage in ein Mikrofon auf einer Demo. Bild steht symbolisch für  eine kurze Ansage, wie du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst!
Kurze Ansage, wie du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst!

Natürlich beobachte ich auch das Verhalten meines Umfelds und dabei ist mir aufgefallen, dass du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst. Mein Ansinnen mit diesem Text ist es, eine gewisse Achtsamkeit für bestimmte Situationen und im Umgang mit Menschen, die gegen Adipositas kämpfen, zu schaffen. Dabei ist der Text natürlich überspitzt und etwas verallgemeinernd. Ich erlebe viele Menschen in meinem Umfeld sehr unterstützend (Danke ♥️). Zeitgleich hat Adipositas viel auch mit der eigenen Psyche zu tun und nicht immer ist man in der richtigen Stimmung oder Situation jemanden eine Rückmeldung zu geben, dass seine Haltung bzw. sein Verhalten gerade nicht hilfreich sind. Hier nun meine persönliche Hitliste:

Platz 3: Ausnahmen bagatellisieren und dadurch alte Verhaltensmuster bestätigen

Was ich gelernt habe ist, dass neue Gewohnheiten zu entwickeln ein echter Knochenjob ist und es sehr lange braucht, diese so zu ritualisieren, damit sie einem leicht von der Hand gehen. Vor allem nach meiner sehr krassen und erfolgreichen Abnahme habe ich Bagatellisieren oft erlebt. Dabei frage ich mich, wessen Verhalten eigentlich wirklich bagatellisiert werden soll? Vielleicht ist es ein bisschen der Neid, dass jemand erfolgreich abgenommen hat und man selber immer noch an den zwei Speckröllchen für den Bikini rumpfuscht (hier müssten wir auch mal über ein gesundes Körperbild diskutieren!)

Einer meiner Favoriten beim Bagatellisieren ist der Spruch: Du hast ja lange Seiten, da geht was rein. Zugegeben, alle unter 1,80m Körpergröße werden diesen Spruch wohl seltener hören. Doof bleibt er trotzdem. Was ist das bitte für ein Argument? Ich kenne Leute, die sind deutlich kleiner und haben einen viel besseren Kalorienumsatz als ich.

Auch schön ist: man muss sich auch mal was gönnen! Ja, wer mental stabil ist und sich mal einen Döner gönnt, kann das machen. Allerdings weiß man als Gegenüber ja nicht, dass ich am Tag zuvor schon bei der Dönerbude war und heute kein guter Tag für eine neue Ausnahme von der Adipositas ist.

Platz 2: Essen als Aktivität planen

Das ist schon ein dicker Kracher. Essen ist für uns viel positives, gesellschaftliches. Auch in meinem Freundeskreis gibt es ein paar Personen, die gern mit mir ins Restaurant gehen und somit Essen und Geselligkeit, oft verbunden mit Alkohol, stärker in den Mittelpunkt der Aktivität rücken. Wie wäre es denn mit einem Wanderausflug und dann dort in die Kneipe? Oder ein Besuch im Museum und danach Kaffee & Kuchen? Oder einfach ein Spaziergang mit einer Kugel Eis?

Auch eine gute Alternative, ist gemeinsam zu kochen oder zu backen (oder beides!). Und so sehr ich gern mit Aperol und gutem Wein mir die Zeit vertreibe, auch hier gilt: weniger ist mehr. Eine selbstgemachte Limo kann genau so lecker sein (und ich verfluche mich gerade, dass ich das wirklich geschrieben habe. Cheers!)

Wer jetzt schon denkt, dass man hier mit Dicken ja gar nichts mehr darf, der irrt und darf gerne zu Platz 1 meiner Liste, wie du mit 3 Dingen Menschen mit Adipositas auf keinen Fall helfen wirst, weiterspringen.

Platz 1: mahnende Worte bei erneuter Zunahme

Ein absolutes No-Go! Natürlich sieht das eigene Umfeld, was los ist. Schließlich kann man alte Gewohnheiten nur bedingt verstecken. Ist das ständige Naschen wieder zurück im Leben, fällt das auch Kolleg*innen auf. Und selbst wenn man im Büro mittags immer fleißig Salat isst, das T-Shirt aber nicht vom Bauchmuskeltraining straffer sitzt, verstehen alle die Signale. Wichtig ist hier ein sensibler Umgang. Ich meine, hallo? Ihr habt mir 3 Jahre lang Komplimente gemacht und gerne auch mal den Platz 3 meiner Hitliste durchgezogen – so viel zu Wahrheit!

Was wirklich gar nicht geht, sind Sprüche, die urteilen und ermahnen, wie „du musst jetzt aber wirklich aufpassen“. Als ob mir das nicht beim Kaufen der neuen T-Shirts in XL regular fit nach zwei Jahren L slim fit und zwei neuen Anzügen nicht selber aufgefallen ist. Auch ein bedachtes flüstern, ob man zugenommen hätte (nein, ich verstaue nur alte Schlüpfer unter meinem T-Shirt!), ist wirklich schwierig.

Was du wirklich tun kannst, um einem Menschen mit Adipositas zu helfen:

  • Sei sensibel. Es ist ein Fakt, dass dicke Menschen häufiger zu psychischen Erkrankungen neigen. Dazu gibt es zwei spannende Artikel einmal im Spiegel und einmal im Magazin Spektrum (ja, ich habe kurz gekichert!). Frage, wie es deinem Gegenüber geht. Das machen wir eh zu wenig und wenn dann oft nur oberflächlich. Lade also dazu ein, sich öffnen zu können. Auch sollte das Gesprächsklima ruhig sein, nicht in einer großen Gruppe oder – wie ich es auch erlebt habe – nach dem zweiten Glas Wein und jeder Menge Tapas.
  • Sende Ich-Botschaften: „Ich mache mir Sorgen, weil du in letzter Zeit öfter zu Süßigkeiten greifst“, „mir ist aufgefallen, dass du weniger zum Sport gehst als sonst“ oder „ich habe Angst, dass wieder zurück in alte Gewohnheiten fällst“.
  • Triff dich mit einem Kaffee oder Tee zu einem ausgiebigen Spaziergang.

2 Kommentare

  1. Jana Hösel

    Lieber Herr Herold,

    da waren Sie ja wieder fleißig mit Ihrem Blog. Hochachtung! Frau Hösel würde natürlich gerne daraus wieder etwas für unseren nächsten Newsletter entnehmen und Ihnen als ersten Leser zur Ansicht senden. Ziel ist es, bis Ende November damit fertig zu werden.
    Seien Sie herzlichst gegrüßt und kämpfen weiter. Es lohnt sich!!!
    Herzliche Grüße aus der Adipositastagesklinik sendet Ihnen Ihre
    Jana Hösel

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