Schritte, Schnitzel, Scheißverein!
Schritte, Schnitzel, Scheißverein!

Schritte, Schnitzel, Scheißverein!

Kurzurlaub: Zusammen mit dem niedlichsten Patenkind der Welt und den großartigen Eltern habe ich das Himmelfahrtswochenende in Wien verbracht. Es war großartig. In Wien findet derzeit die Euro Pride 2019 statt und die Wiener Verkehrsbetriebe haben Regenbogenfähnchen an die Straßenbahnen gesteckt. Wien ist eine offene, schöne und große Stadt, die ein schönes Gefühl gibt. Ich habe nicht nur den Seemann-Look drauf gehabt und im längsgestreiften Matrosen-Romperjack die Stadt erkundet sondern auh sehr deutlich gezeigt, dass dass der Regenbogen und ich beste Freunde sind. Die neue Levi’s Pride Jeans war natürlich auch am Start.

Essenstechnisch bin ich froh, dass wir täglich mehrere zehntausend Schritte auf dem Tacho hatten, sodass die vielen Besuche in Cafés und Restauraunts morgen nur minimal auf die Waage kommen. Zwar läufts gerade mal Dank Reizdarm nicht so ganz rund, aber ich gebe mir für den Stoffwechsel eine Woche und für Gewichtszunahmen einen Monat zum Kompensieren. Ab morgen husche ich wieder zum Sport. Dann ist auch der Rest vom Wiener Schnitzel Geschichte.

Nicht so richtig schnell Geschichte ist ein Erlebnis auf der Rückfahrt. Die gut gelaunte Großfamilie kam endlich auf einem schattigen Rastplatz an. Quer übern Rücken trug ich wie immer ne weiße Gürteltasche. Der regenbogenfarbene Gürtelriemen hat deutlich alle Gay-Signale ausgestrahlt. Das ist auch bisher kein Problem gewesen und bis eben hielt ich die Tschechische Republik auch für halbwegs “ogay”. Dann kam eine Gruppe Fußball-Fans auf zwei Busse verteilt auf dem Parkplatz an, alkoholisiert, leichter Sonnenstich und einige viele auf jeden Fall scheiße. Einer dieser Kunden kam dann irgendwann angetorgelt, quatscht mich voll und fragt penetrant, in schlechtem Englisch und mit deutlichem Ton, ob ich schwul sei. Meine Antwort “ob es eine Rolle spiele” hat er nicht verstanden. Ich strafte mit geübter Ignoranz und hoffte darauf, dass er sich trollte. Als nächstes fragte er nun also meinen besten Freund, denn Frau und Kind waren zu der Zeit im Rasthof unterwegs. Geiche lässige Reaktion kam nun auch von ihm. Mr. “Are you gay” war weiterhin unzufrieden und grabschte allen ernstes an mir rum, zerrte an der Gürteltasche und versuchte mir damit zu erklären, dass das ja die Antwort sei. Irgendwie verlor er am Ende wohl doch das Interesse, obwohl ein paar seiner Druffis drumherum sich bereits neugierig versammelten.

Flucht ins Auto, komische Gedanken: “Ich weiß schon, warum ich nie nach Osteuropa fahre. Oder sollte ich mich den möglichen Stressoren anpassen, nicht proud sein? Schräg – als ob ich verantwortlich dafür bin? Scheiße ist das Verhalten von Menschen, die so drauf sind, wie der Typ. Und schräg ist auch, dass es solche Typen auch in meiner Stadt, in Sachsen, in Deutschland leben. Schräg ist auch, dass solche Typen hier kurz vor politischer Durchsetzungsmacht stehen. Und dann? Verstecken? Heute kenne ich die Antwort auf diese Frage nicht.

2 Kommentare

  1. Paul

    Ganz viel Liebe für die gemeinsamen Tage und möglichst wenig Kopfkino wegen dieses Suff-Primaten. Ich hätte es notfalls erst gemeinsam mit dir ausgeboxt und dann im Krankenhaus ein Zimmer geteilt!

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