Nach dieser langen und steilen Tour auf Sao Miguel brennen wie Feuer. Jeder Schritt schmerzt und selbst im Liegen tut es weh. Ob es am Ende der Anstieg war oder die Strecke oder und ist egal. Geschafft habe ich sie trotzdem: 80km und 1400 Höhenmeter. Ich komme mehr als eindeutig zu dem Schluss: Fahrrad fahren auf den Azoren ist nichts für schwache Waden! Die moderaten bis leichten Strecken sind kurz und auf Dauer langweilig. Die schönen und aussichtsreichen Strecken sind verbunden mit ewigem Auf- und Ab durch kleine Küstenstädte und Straßen jeglicher Beschaffenheit. Doch bei dieser Tour hat der Berg gewonnen: the Sao Miguel strikes back!
Diesmal ging es von Ponta Delgada entlang der Küste auf den wenigen Kilometern Radweg nach Lagoa, Vila Franca do Campo und Ribeira dos Tainhas. Von dort aus, dachte ich mir, wäre es leichter statt weiter nach Furnas in den Krater einfach quer über die Insel in den Norden zu fahren und durch die Städte Riberinha, Ribeira Grande und Rabo do Peixe zurück nach Ponta Delgada. Da habe ich wohl falsch gedacht. Der hohe Anstieg in der Mitte der Insel hat auf der App die vielen Auf- und Abs in den Städten komplett verwässert, sodass ich vor dem eigentlichem Anstieg schon völlig fertig war. Die komplette Tour habe ich auf meinem Koomot-Profil dokumentiert.
Fotos von der längsten Tour auf Sao Miguel
Aber gut, Energieriegel weggezogen, ausgeruht und wieder rauf auf den Bock. Keine 2 Kilometer bin ich gekommen und habe dann entschieden, einfach zu schieben, denn 12 Kilometer im ersten Gang sind für mich nicht zu schaffen. Selbst das Hochlaufen mit Fahrrad an der Hand war bei 16-18% Anstieg eine Qual. Für solche Strecken sind Fahrradschuhe, obwohl es geländetaugliche sind, einfach nicht gemacht. Umkehren war aber keine Option, also immer weiter hoch bei Sonne und Aussicht (immerhin!).
Endlich oben angekommen war ich vollgepumpt mit Endorphinen und bin dann mit knapp 60kmh den Berg runter. Entlang der Nordküste von Sao Miguel kommt man an Grün- und Schwarzteeplantagen – den einzigen in Europa – vorbei und quält sich wieder auf und ab. Zu meiner großen Begeisterung hat die Wanderapp Komoot nicht gewusst, das mehrere Strecken auf der Autobahn weitergingen. Fahrradfahren Fehlanzeige! Also spontanes Umplanen, Tour verlängert, Anstiege angepasst und rauf auf den nächsten Hügel. Leider hat meine Dashboard Cam nicht voll aufgezeichnet. Vor allem das Stück mit Schotter, Kies und Sand bei 8% Steigung war Kopf- und Beinarbeit, eine echte Gravel-Strecke also!
Überhaupt ist das das Beste am Fahren auf Sao Miguel: Bein- und Kopfarbeit. Steile Hänge runterzufahren sind für die Beine leicht, brauchen aber volle Konzentration. Waldwege und Schotterwege sind rutschig, neben einer schnellen Reaktion braucht es auch immer Wachsamkeit, um an der entscheidenden Stelle zu bremsen – oder eben nicht. Denn manchmal muss man voll durchziehen und das Fahrrad fest im Griff haben.
Alles in allem habe ich die 80 Kilometer in unter 5 Stunden geschafft, habe viele Foto- und Snackpausen gemacht und musste mehrere Kilometer schieben. Trotzdem: umkehren ist keine Option, weder beim Radsport noch beim Gewicht halten! Deshalb habe ich noch 2-3 Touren vor mir.
Die fast vollständige Strecke im Zeitraffer ist wieder auf YouTube hochgeladen: