Der Urlaub ist super – so viel gleich vorweg und jetzt wird auf hohem Niveau gejammert: Ich will Gemüse, Salat, irgendwas. Und richtiges Brot. Verdammt! Aber nicht, weil ich das so gerne esse sondern vor allem, weil es hier Fette und Kohlenhydrate im Überfluss gibt. Salat und Gemüse sind hier buchstäblich dekorative Beilage und selbst am Buffet zum Frühstück gibt es wenn überhaupt Gurke und Tomate. Obst gibt es zwar genug, aber so Grünzeug. Das wäre nett. Im Gespräch mit ein paar Leuten vor Ort wurde ich auf ein veganes Restaurant hingewiesen. Na toll! Derzeit teste ich, wie gut ich mit zwei Mal am Tag essen hinkomme. Nun, der Kuchen ist jetzt alle. Blöd! Die Variante ist an sich für den Urlaub ziemlich gut, birgt aber ein Risiko für mich: abends dann richtig zuzuschlagen. Schließlich gab es ja seit dem Frühstück nichts, ich gönne es mir und ich war ja auch viel unterwegs. Der Schrittzähler lobt mich jedenfalls, ob die Waage daheim das witzig findet, ist mir im Urlaub zumindest in sofern egal, als dass ich es ohnehin nicht kontrollieren kann, sondern den Kampf so gut es mir möglich ist, ausfechte.
Die beste Option ist, sich die Zeit gut zu vertreiben und wenn der Körper nach Müßiggang ruft, dann selbigen nicht mit Kuchen und Eis zu belohnen und zwar weder noch. Hatte ich eigentlich den Schokokuchen erwähnt, den ich gerade gegessen habe? Ups. Anyway, Darling, Zeit vertreiben klappt hervorragend.
Sportlich ist der Urlaub so lala. Ich war ein paar Bahnen im Pool unterwegs, habe mich an das neue Training rangewagt, wobei das mangels Equipment eher eine Impro-Show war, und bin überzeugt, dass der neue Trainingsplan scheiße ist. Die Übungen an sich sind gar nicht das Problem, sondern vielmehr, dass es sich nicht schaffbar anfühlt und das an meiner Motivation nagt. Mal sehen, wie es weiter läuft. Ansonsten muss ich wohl Tobias – den ich liebevoll unter „instructor“ im Smartphone gespeichert habe – wüst beschimpfen. Ich fürchte aber, dass das nichts bringt.
Viel zum Nachdenken bringt mich der Urlaub dennoch und zwar aus positiver Sicht. An vielen Stellen bin ich überrascht wie viel agiler und fitter ich bin, auch wenn bei schnellem Schritt den Kraterpfad hoch meine Kondition verbesserungswürdig ist. Hinzu kommt das tolle Gefühl auf diesem schönen Fleck Erde das zu tun, was ich mir vorher untersagt hätte. Zum Beispiel einen schmalen Pfad mit riesigen Stufen knappe 800 Meter in die Tiefe zu stolpern und danach wieder zurück. Schmale Pfade zu gehen, wo ich heute sehr galant hindurch passe. Ich kann in den schmalen Gassen Autos Platz machen ohne mich gefühlt in einen Türrahmen zu flüchten und laufe lange Kilometer ohne abends Schmerzen in Füßen und Knien zu haben. Geschafft bin ich abends trotzdem. Umwege zu machen, einfach, weil man noch Energie für ein paar Kilometer hat und Dinge von einem neuen Blickwinkel aus sehen kann – wie den Lagoa do Fogo, wo ich heute am Ufer stand.
Was nicht klappt – und das nervt mich immernoch – sind Verabredungen. Die Auswahl dank Dating-Apps ist hier groß und die Komplimente zahlreich, aber in letzter Minute schaffe ich es nicht aus der eigenen Haut heraus, bemitleide mich etwas und gehe ins Bett. Wo ich dieses Selbstbewusstsein herholen soll, bleibt mir im Moment ein Rätsel.
„Last Call, Daniel, please get to your flight to Pico at Gate 6!“ Ich muss los.