Wir Menschen bauen starke Verbindungen auf zu anderen Menschen und auch zu Tieren. Mich hat über 13 Jahre ein treuer Vierbeiner begleitet: Sunny. Frei nach Boney M.’s Lied war er fröhlich, freundlich und unfassbar dankbar. Die ersten Minuten haben wir im Kofferraum meines damaligen Fabia verbracht, unser letzten im Kofferraum des aktuellen Fabias. Die Jahre zuvor lebte er in Spanien, wurde gequält und gejagt, bis ein Tierschützer den Vierbeiner gefunden hat. Zufällig hat er den Weg zu mir gefunden und seit 2009 nahezu jeden Tag und viele Dienstreisen und Urlaube mit mir zusammen verbracht.
Die letzten Monate waren dabei super anstrengend und ein Teil davon hat sich auch auf das Durchhalten bei der Adipositas ausgewirkt. Schlafentzug, weil der demente Rüde nachts unruhig war. Viele kurze Spaziergänge, die zu Lasten ausgiebiger Runden gingen und damit auch die Lust am Bewegen bei mir zurückging. Zuletzt natürlich auch die Frage nach Abschied nehmen, die Sorge, was einen erwartet, wenn man nach Hause kommt.
Letzte Woche kam er, der Tag, auf den man sich nie vorbereiten kann, egal wie intensiv man ihn plant. Eine tolle Tierärztin hat sich dem alten Hund und mir angenommen und uns begleitet. Freundlich, emphatisch, aber auch klar. Sunny musste nicht mehr unter seinen Schmerzen in die Praxis, sondern durfte in seiner Decke im Auto bleiben. Wir hatten frische Luft und Nachmittagssonne im Gesicht. Das alte Humpelbein humpelt nicht mehr und meine Wohnung war noch nie so leer wie an diesem Tag und diese Leere bleibt, sie macht sichtbar, wie sich Routinen im Alltag entwickeln und festigen und wie tief sie in einem drin stecken.
Das ist eine Erfahrung, mit der ich gar nicht gerechnet habe. Doch diese zeigt auch, wie schwer Gewohnheiten sich dadurch ändern lassen: Es ist eine Woche her und trotzdem öffne ich vorsichtig die Tür und schaue um die Ecke. Ich erwische mich dabei, wie ich aufhöre bei guter Laune ein Lied mitzupfeifen, denn das hätte den Hund geweckt. Ich wache morgens auf und mein ganzer Tagesablauf ist anders.
Und so traurig der Tag am Ende war, so stolz bin ich auf den Rüden und mich. Auf ihn, weil er treu an meiner Seite war, und auf mich, weil ich mit allen Höhen und Tiefen bis zum letzten Atemzug Verantwortung für diesen besonderen Vierbeiner übernehmen durfte.