Mittlerweile sind fast 14 Tage verflogen und sie waren voll mit nachdenklichen Momenten. In einer Rückschau der letzten Monate zeigt sich deutlich, wie tief das Aussehen in unserer Gesellschaft eine Rolle spielt. Damit meine ich nicht, dass ich mich oft in neuen Kleidern vor dem Spiegel ganz großartig und attraktiv fühle, sondern dass ich allein durch mein Aussehen eine positive Aufmerksamkeit bekomme, die es vorher nicht gegeben hat. Dazu kommen Komplimente, die es vorher nicht gab. Menschen interessieren sich, denen ich vorher keines Blickes wert war. Aber ganz entscheidend ist, dass alles das nicht die Triebfeder hinter diesem Projekt waren. Dazu kommt natürlich auch, dass das neue Erscheinungsbild auch körperlich ein anderes Auftreten bedeutet. Freunde und Kollegen meinen Komplimente anders, als fremde Personen und dennoch frage ich mich an vielen Tagen: Gott, wie haben die mich früher gesehen? Es gibt viele Blicke von außen.
Blickwinkel eins von drei
13:40 – ich habe Lust auf Schokolade. Ritter Sport Knusperflakes liegt in der Schublade. Es folgen ein innerer Monolog, ein Check der Ernährungsplanung vom aktuellen Tag und der Entschluss mir ein großzügiges Stück zu erlauben. Eine Ritter Sport hat vier mal vier Stücken. Eine Rippe Viertel habe ich herausgebrochen. Hastig gekaut. Lecker. Danach schmeiße ich die Verpackung weg. Dazwischen muss ich den Rest gegessen haben. Es ist 13:50. Fuck! Knappe 600 Kalorien in 10 Minuten. Ich habe keine Ahnung, wie es passiert ist. Ich weiß nur, dass ich sie in mich reingestopft habe, wusste, dass das nicht geht, aber es ging auch nicht aufzuhören. Diese Sorte hat meiner Zuckersucht so richtig zum Auflodern verholfen und nun überlege ich mir, diese Sorte nicht mehr zu kaufen.
Blickwinkel zwei von drei
„Also, wie dich ein Fremder sieht?“ – „Genau das meine ich! Ja, das wollte ich sagen.“ Ich saß bei ELLEN im Studio und wir haben beraten, wie das Projekt „Fotos von mir“ angegangen werden soll. Für die Veröffentlichung des Blogs, für Social Media, aber vor allem für mich soll es ein ganzes Set von Fotos geben. Der Termin steht auch schon fest. Am dritten Mai soll der ganze Zauber stattfinden. Mit verschiedenen Motiven, Klamotten und auch ohne Klamotten. Ich bin aufgeregt. Dazu gibt es eine Hausaufgabe: Männermotive recherchieren, die mir gefallen. Das wird auf jeden Fall ein lustiger Abend, einer mit Wein.
Blickwinkel drei von drei
Viele Erfahrungen bedeuteten die letzten 12 Monate und ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die letzten Tage waren aber voller Überschreitungen von Grenzen. Je größer der Stress, desto schwerer ist es, diszipliniert zu sein. Je mehr Kalorien erlaubt sind, desto mehr Appetit habe ich. Je mehr Termine außerhalb sind, desto schwerer wird es, Kalorienvorgaben einzuhalten. Ich erkenne alte Verhaltensmuster. Ich sehe die Stolperstellen im Alltag und stolpere. Dazu kommt eine gewisse Erwartungshaltung. Wahnsinnig viele Menschen wissen von meiner Veränderung, staunen, loben, freuen sich für mich. Das macht aber auch Dampf auf den Kessel, nicht wieder zuzunhemen. Den Erfolg zu halten. Das Ziel ist klar: Ich will zu den 20% Erfolgspatienten gehören. Vielleicht ist aber auch einfach zu viel im Kopf. Ein passender Vergleich ist, wenn man Windows nach einem großen Update einfach nicht neu startet und der ganze alte Krempel noch irgendwo rumfliegt. Da geht manchmal einfach nichts.